Samstag 31. März ca. 01:00 Uhr (Temperatur: Kühl, Kuscheldeckenzeit)
Das Opfer hinterlässt verdächtige weiße Rückstände auf dem Boden. Das Interesse des Ermittlers ist geweckt. Ein erster Verdacht kommt auf. Schlafen.
08:13 Uhr (Unglaublich, die Welt existiert auch an einem Samstag um diese Zeit)
Der Ermittler trifft alle nötigen Vorbereitungen. Transportbox in einem Rucksack mit Handtuch. Die Temperatur ist noch immer erbärmlich kühl. Es gilt 5 Minuten Weg zu überwinden. Geplante Ankunft: 09:00 Uhr. Der Abmarsch wird vorbereitet und das Opfer um 08:47 geweckt, dann mit zwei Sonnenblumenkernen besänftigt. Ehe sich der Hamster im klaren ist was eigentlich passiert, befindet er sich in der Transportbox. Drei Minuten später Aufbruch.
09:00 Uhr
Ankunft beim Tierarzt. Die Ermittlungen erreichen ihren Höhepunkt. Nach kurzer Rücksprache und Informationsaustausch mit dem Ermittler werden dessen Befürchtungen bestätigt. Die Rückstände im Fell des Hamsters sind Schuppen.
Vermutet wird ein Befall durch Milben. Eine nähere Bestimmung welche der vielen möglichen Milbenarten (Räude-, Haar-, Pelzmilben etc) es ist, wird nicht für notwendig erachtet. Das wäre zu schmerzhaft und die Behandlung ist in 3 von 4 Fällen ohnehin die selbe. Also Behandlung klar: Spot-On mit Strongholt. Ein kleiner Tropfen in den Nacken des Opfers sollte den Tätern den Rest geben.
Moderate 21 € (welche die Staatskasse leider nicht übernimmt) später, geht es zurück an den Tatort.
09:23 Uhr
Der Ermittler nimmt seine Tätigkeit als Tatortreiniger auf. Eine Quarantäne-Zone wird aufgebaut.
Kein Kontakt zur alten Streu oder Zubehör. Der Hamster sitzt fest und motzt wie er es noch nie in seinem bisherigem Leben getan hat. Der Tatortreiniger wird noch einmal zum besorgtem Hamsterhalter und versucht mit viel gutem Zureden und vielen Leckerchen den aufgebrachten Nager zu beruhigen. Das Gekreische nimmt erst Minuten später ein Ende.
09:41 Uhr
500l Frische Streu und 3 Flaschen Essigessenz werden besorgt.
10:14 Uhr
Die gesamte Streu im Käfig wird entfernt und mit kochendem Wasser und Essigessenz ausgegossen und gewischt. Der Vorgang wird einige Male wiederholt wobei der Tatortreiniger auch Buddelbox, Laufrad und Gitter reinigt. Die erste Ladung an Holzzubehör ist bereits bei 100 Grad im Backofen. Umluft Oberhitze.
Papierzubehör im Freilauf und alles was sich nicht erhitzen oder überbrühen lässt wird entsorgt.
11:09 Uhr (Gefühlte einhundert Einweghandschuhe später)
Der Etagenbaum wird auseinander geschraubt und kommt in den Backofen. Erkenntnis: Ponal Holzleim hält auch nach 40 Minuten bei 100 Grad.
11:21 Uhr
Dem Opfer werden Vitamintropfen in den geliebten Brei unter gemischt und in der Quarantäne ans Bett gereicht. Soll den Stress vermindern und die Abwehrkräfte stärken.
11:34 Uhr
Erneutes Auswischen des Käfigs mit Essigwasser.
11:53 Uhr
Der Hamster ist unruhig. Kann nicht schlafen und sieht immer wieder aus seinem provisorischem Nest. Scheinbar will er seinen Protest deutlich machen. Es reicht gutes Zureden: „Ich weiß. … Es tut mir Leid.“ Und der Hamster verschwindet wieder im Nest für ein paar Minuten.
12:46 Uhr
Der Hamster schläft. Die letzten Holzteile befinden sich im Backofen. Noch einmal wird der Tatortreiniger den Käfig auswischen. Danach gut austrocknen lassen.
13:31 Uhr
Solange der Hamster brav schläft macht der Ermittler Pause und gönnt sich etwas zu essen.
14:36 Uhr
Arbeiten wurden wieder aufgenommen. Hamster schläft noch immer schön durch (Sicher ganz fertig der Kleine). Eine Etage wurde vergessen und ist nun im Backofen.
15:45 Uhr
Für den Käfig noch schnell neue Filzfüßchen besorgt. (Wenn der schon leer ist kann ich die auch gleich anbringen)
17:35 Uhr
Etagenbaum und Etagen sind wieder im ansonsten leeren Käfig. Hamster schläft noch immer. Sand und Streu kommen erst in ein, zwei Stunden rein.
21:59 Uhr
Minimum an Streu ist eingebracht. Wenn der Hamster zu seiner gewohnten Zeit aufwacht kann er wieder sein Nest beziehen. Nachbehandlung ist in 14 Tagen angesetzt. Dann wird der Ermittler wieder auf den Plan treten. Die Akte ist noch nicht geschlossen.